Ein paar Kilometer nach Huánuco führt die Straße durch einen Tunnel. Beim Herausfahren aus der Röhre waren wir plötzlich wieder in der Selva, auf 2700m Höhe noch als kühler Nebelwald. In vielen Kurven windet sich die Straße 2000 Höhenmeter den Berg hinab und in jeder Kurve wird es wärmer. Hat man, wie wir, eine Klimaanlage beim Fahren laufen, merkt man davon unterwegs noch nichts, dafür umso mehr beim Aussteigen…

Tingo Maria hat einen kleinen, aber feinen Nationalpark. Sein Highlight ist die Cueva de las lechuzas, die „Eulenhöhle“. Die wir am Morgen als erste, ganz alleine besuchen konnten.

Im Eingang zur Höhle leben viele (Vogel Nr.192) Pavua Sittiche, Psitticara leucosphthalmus und veranstalten ihr übliches Geschrei.

Tiefer im Dunkeln der Höhle erschallen gurrende Geräusche. Hier leben die (Vogel Nr. 193) Guaracharos, Fettschwalme, Steatornis caripensis, die wir schon aus Bolivien kennen. Die nachtaktiven Vögel orientieren sich mit Ultraschall wie die Fledermäuse und ernähren sich von fettreichen Palmenfrüchten. Ihr Körper hat so einen hohen Fettanteil, weshalb sie früher zur Fettgewinnung gejagt wurden.

Am Boden findet sich viel Krabbelgetier. Wolfgang fühlte sich an seine Zeit in Würzburg erinnert, als das mikrobiologische Institut nachts von großen Kakerlaken aus den Heizungsschächten heimgesucht wurde.

Im Ort gibt es schöne Murales, hier unsere zwei Favoriten.

Fleisch und Fisch werden getrocknet.

Wie schon im vorigen Blog erwähnt, bei Hitze gibt es nichts besseres, um den Durst zu löschen: Kokosnussmilch.

Im Nationalpark kann man zu Wasserfällen wandern und dabei Blüten und Schmetterlinge bewundern. Sogar ein Gallito de las rocas, ein roter Felsenhahn hat vor unserer Kamera possiert.

Bei den Aguas sulfurosas konnten wir schön mit unserem Sunny stehen und uns für umgerechnet 70 Cent in das schwefelhaltige Wasser stürzen. Leider war das Wasser kalt und ausgerechnet an diesem Tag war es bewölkt, so dass wir ganz schön gefroren haben. Aber schön war es trotzdem und nicht nur unsere Haut hat sich danach sehr erholt angefühlt.

Unsere Reise führte über die „Carretera marginal de la selva“ weiter nach Norden. Die Straße ist bis auf ein paar Abschnitte und ein 40 km langes Stück inzwischen eine gute Teerstraße und folgt im wesentlichem dem Tal des Rio Huallaga. Bis vor einigen Jahren war diese Gegend vor allem Anbaugebiet von Coca und die Gegend entsprechend gefährlich. Inzwischen, so wurde uns von allen versichert, gehe alles friedlich zu. Als Relikt aus den alten Zeiten wurden wir immer wieder von Zivilisten angehalten, die mit Gewehren bewaffnet waren und die Straße „bewachten“. Sie freuen sich, wenn sie dafür von den Vorbeifahrenden einen Sol (25 Cent) bekommen.

Anstelle von Coca wird heute (zumindest entlang der Straße) Kakao angebaut. Bei Tocache besuchten wir die Kooperative Cacao de aroma, die eigentlich ein Zusammenschluss von Kooperativen ist, die Kakao von hoher Qualität produzieren und diesen zentral über Cacao de aroma verkaufen. Igor nahm sich spontan Zeit, uns alles zu erklären. Auch die Gepa- und österreichische Zotter Schokolade wird von ihnen versorgt. Besonders gefallen hat es dann den Mitarbeiter-innen, dass sie unseren Sunny besichtigen durften.

Wir besuchten eine ihrer Kooperativen in Nueva Horizonte. Auch hier wurden wir sofort aufs freundlichste begrüßt und von Jorge herumgeführt. Hier im Bild eine reife Kakaofrucht.

Geöffnet sieht sie so aus. Das weiße Fruchtfleisch um die Kakaobohnen ist süß und lecker, wird aber nicht verwertet und verfault schnell.

Die vom Fruchtfleisch befreiten Bohnen werden dann für eine Woche fermentiert und täglich gewendet.

Anschließend werden sie getrocknet. Zuerst langsam im Schatten, damit die bei der Fermentation entstandene Essigsäure entweichen kann und anschließend in der Sonne.

So werden sie schließlich nach Europa verschifft, damit wir unsere Schokolade essen können.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an Igor und Jorge, uns alles so prima erklärt und demonstriert zu haben.

In Tingo Maria versicherte uns zwar die Polizei, dass es auf der Strecke keine Sperrungen mehr gäbe, dennoch waren an einem gebirgigen Streckenabschnitt Straßenbaumaßnahmen in vollem Gange und die Strecke bis 6 Uhr abends gesperrt. Umgehungsmöglichkeiten gab es nicht. Also hieß es warten.

Um 17:45 wurden alle ungeduldig, starteten die Motoren und drängelten sich nach vorne. Die Öffnung der Strecke glich dann sehr dem Start eines Motorrennens. Wir dachten zuerst „Na ja, typisch peruanisch - fahren alle wie die Verrückten“, merkten aber zu spät, dass dieses Verhalten hier doch seinen Sinn hat.

Hier sieht man schon unseren strategischen Fehler: Lastwagen vor uns. Mitten durch eine Baustelle lassen die sich dann kaum noch überholen.

Was passiert wohl, wenn man mitten durch eine Baustelle, die in den Bergen einspurig und nach dem Regen schlammig und rutschig ist, von beiden Seiten gleichzeitig die LKW, Sattelzüge, Omnibusse rasen lässt?
Logisch, irgenwann treffen die Kontrahenten von beiden Seiten an einer Schmalstelle aufeinander, einer bleibt im Schlamm stecken, ein anderer rutscht ab und für 3 Stunden geht erst einmal gar nichts mehr.
Hier kommt uns gerade der erste Sattelzug der Gegenseite entgegen.
Zum Glück hat es nur leicht geregnet.

So kamen wir dann spät in der Nacht in diesem verschlammten Ort an, wo wir „super idyllisch“ zwischen den ganzen LKW, die nach uns noch durchkamen, die Nacht verbrachten.

In Juanjui erwischte uns ein tropischer Platzregen. In kürzester Zeit stand alles unter Wasser. Eigentlich brauchen sich die Leute hier kein Duschen in ihre Häuser einbauen. Sunny stand noch ungeschickt unter dem Abfluss eines Daches, der sich auf unsere Dachhaube ergossen hat. Ganz dicht hat sie nicht gehalten, aber wenigstens hat es nicht die über dem Bett erwischt.

In Sacanche wurden wir wieder einmal spontan eingeladen. Unsere Gastgeber leben eigentlich in Iquitos, wo wir sie demnächst besuchen wollen.

An einer breiteren Stelle des Tals des Huallaga fuhren wir durch große Reisfelder.

Um nach Sauce zu kommen, unserem nächsten Ziel, muss der Fluss auf einer Fähre überquert werden. Sieht recht abenteuerlich aus, aber die Peruaner kommen da selbst mit kleineren Reisebussen hinüber.

Von einem Mirador der Blick zurück auf das Tal des Huallaga.