Nach den Yungas galt es noch, die Cordillera real mit ihren 6000ern zu überwinden. An der Ostflanke der Bergkette stauen sich die Wolken des Amazonasbeckens. Entsprechend grün ist es das ganze Jahr über. Auch über 3500m wachsen noch exotische Pflanzen.
Wir kennen sie nicht. Kann uns jemand weiterhelfen?

Die Straße schlängelte sich am Hang hinab. Wenn die Wolken aufrissen, gaben sie den Blick auf viele kleine Minen frei, in denen Gold abgebaut wird.

In Bolsa negra, der „schwarzen Tasche“ wird auf 4200m in einer großen Mine Wolfram abgebaut, wie in vielen Minen Boliviens zu Bedingungen, die sich vermutlich nicht allzu sehr von denen der Kolonialzeit unterscheiden. Die Arbeitersiedlung sieht aus wie ein Freilichtmuseum, ist aber noch bewohnt. Die früher staatliche Mine wird heute von einer Kooperative verwaltet.

An der Plaza steht eine nagelneue, dieses Jahr eröffnete und große Schule. Sie ist nach dem früheren Präsidenten German Busch benannt, dessen Vater Deutscher war.

Die Sommerferien in Bolivien hatten begonnen und wir kamen gerade zum großem Graduationsfest.

Leider versteckte sich der 6462m hohe Illimani fast immer hinter den Wolken. Einen kurzen Blick konnten wir dennoch erhaschen.

An der Passhöhe des Abra Pacuani mit nur 4530m waren diese 2 Lamas damit beschäftigt, für Nachwuchs zu sorgen.

Auch mal wieder eine unerwartete, aber sehenswerte Straßensperre.

Auf der Suche nach einem ruhigen Übernachtungsplatz fuhren wir bei Choquecota in ein Seitental hinauf. Auf der Westseite der Cordillere ist es deutlich trockener.

Hier zieht der Takesi-Trail durch das Tal und über einen Pass hinunter in die Yungas. Er wurde schon lange vor den Inkas angelegt und teilweise sind die alten Pflaster und Befestigungen noch gut erhalten.
Wir stiegen bei schönstem Sonnenschein hinauf zur Passhöhe auf 4650m, um den berühmten Blick hinunter in die Yungas zu genießen.

Leider stauten sich genau an der Passhöhe die Wolken. Während auf der Westseite die Sonne schien, waren auf der Ostseite viele Wolken, die nur gelegentlich kurze Ausblicke gewährten.

Oben befinden sich viele kleine Minen, die meisten verlassen, einige noch in Betrieb. Es war 2. Advent und wir waren alleine. Leider kamen wir nicht allzu tief in die Stollen, da sie meist voll Wasser gelaufen waren. Auch hier sahen die Arbeitsbedingungen nicht sehr rosig aus.

Danach ging es hinunter in die trockenen Erosionstäler östlich von La Paz. Bei Palca führte eine Piste mitten durch den Cañon Rio Palca, in dem wir auch einen schönen Übernachtungsplatz fanden.

Unser Ziel war wieder La Paz, schließlich brauchten wir noch unsere neuen Stoßdämpfer. Ausnahmsweise fuhren wir auf Ulrikes Wunsch einmal nicht die Autopista oder die Umgehungsstraße über Mallasa hoch nach El Alto, sondern direkt in der Stadt den Hang hinauf…Wolfgang macht das nicht noch einmal, aber so kamen wir zu dem schönen Foto. Es hat schon seine Begründung, warum sie in La Paz Seil- statt U-Bahnen bauen…

Hier sind sie: Unsere neuen Stoßdämpfer. Stärker als die alten, damit unser Sunny nicht so schwanken muss auf den inner- und außerstädtischen Pisten. Natürlich konnten sie erst einmal nicht geliefert werden, da bei Cochabamba die Ausfallstraße gesperrt war. So mussten wir das Wochenende warten. Dann kamen sie endlich, aber es waren die falschen. Schließlich trieben die Gebrüder Edgar und Ramirez doch noch dieses Paar auf. Passte alles, nur eine metallene Befestigungsbuchse fehlte. Aber wir sind in Bolivien. So etwas ist kein Problem. Wozu gibt es 50m weiter in der Nachbarschaft eine Dreherei? Dort konnten sie uns auch gleich eine Buchse für unseren wackelnden vorderen Stoßdämpfer drehen und jetzt können wir wieder frohgemut über die Pisten rumpeln.
Wenn wir wieder einmal durch La Paz kommen und etwas am Auto zu richten ist, wissen wir, wohin wir uns wenden werden. (Letztes Jahr waren wir bei Ernesto Hug, der uns sehr freundlich aber mit dem Hinweis nicht der Mercedes-Mechaniker zu sein in die Sprinterländer verwies.)

Der Flughafen ist nicht weit von der Werkstatt und dort konnten wir gut mit unserem Sunny stehen. Er war schön vorweihnachtlich geschmückt.

Samstag Nachmittag kam ein Minibus nach dem anderen mit Hochzeitsgesellschaften an, die durch das Terminal flanierten. Wir wunderten uns zuerst über die Tradition, ausgerechnet auf der Hochzeit zum Flughafen zu fahren, erfuhren dann aber von bolivianischen Freunden, dass das Brautpaar nach der Trauung 7 verschiedene Plätze aufsuchen muss, um dort eine Runde zu drehen, begleitet von den Padrinos, die die Hochzeit finanzieren. Auf gar keinen Fall darf die Braut dabei stolpern oder stürzen. So laufen sie alle mit hochkonzentrierten Gesichtern und meiden die Rolltreppe

Um die neuen Stoßdämpfer zu testen fuhren wir über das Altiplano nach Comanche, bis hierher noch auf Teer, abgesehen von der Ortsdurchfahrt von Viacha, die eine Herausforderung für jedes deutsche SUV gewesen wäre. In Comanche gibt es einen Berg, auf dem die Puyas raimondii zusammen mit Kakteen wachsen.

Eine stand noch in Blüte, mindestens 10 waren dieses Jahr abgeblüht.

Vogel Nr. 158, einVeilchenohr-Kolibri, Colibri corruscans.

Vogel Nr. 159, ein männlicher Weißflanken-Kolibri, Oreatrochilus leucopleurus. Möglicherweise auch ein Andenkolibri, Oreotrochilus estella.

Am späten Nachmittag bekamen wir von Viscachas Besuch.

Da der Berg als Steinbruch genutzt wird, übernachteten wir auf der Plaza des Ortes. Vor der Municipalidad standen 3 nagelneue Traktoren, ein Geschenk vom Präsidenten Evo Morales an die Gemeinde. Wir haben schon viele Geschenkverteilungen des Staates in den indigenen Gemeinden beobachtet. Immerhin will Evo (so wird er von den Bolivianern genannt) zum 4. Mal gewählt werden. Eigentlich sind nach der von ihm selbst eingeführten neuen Verfassung nur 2 Amtsperioden möglich, aber inzwischen ist der Weg zu seiner Wiederkandidatur geebnet.

Die indigenen Gemeinden verwalten sich selbst. Man sieht in ihnen keine Polizei, sondern solche gewichtigen Herren (Mallku) mit ihren Machtinsignien (Chicote). Sie sprechen auch Recht, ohne dabei an die Gesetze des Staates gebunden zu sein, bishin zur Todesstrafe. Wie uns berichtet wurde, kann man in den Gemeinden z.B. den Täter einer Gewalttat mit Hilfe von Cocablättern ausfindig machen.
Diese beiden posierten gerne für uns, nachdem wir gleiches für sie gemacht hatten und mit dem Handy abgelichtet wurden.

In Caquiaviri steht eine der eindrucksvollsten Kolonialkirchen Boliviens von 1560. Sie ist bestens erhalten, die Gemälde sind sehr sehenswert und in keinem unseren Reiseführern findet sie Erwähnung. Im obligatorischen Besucherbuch war der letzte Eintrag vom August dieses Jahres!

Heilig Abend waren wir bei unseren Camping-Freunden vom Titicacasee, Abrahan, Sonia und ihren vier Jungs, in El Alto eingeladen.

Es gab um 23 Uhr das typische bolivianische Weihnachtsessen: Picana, mit 3 Fleischsorten, Mais, Kartoffeln, Tunta (die getrockneten weissen Kartoffeln), Gemüse. Super, super lecker!

So verbrachten wir Heilig Abend mit gutem Essen und vielen sehr interessanten Gesprächen.

¡Muchas gracias! a Abrahan y Sonia por su hospitalidad y amistad.

Wir verließen El Alto in Richtung Tiwanaku. Laja war die erste Stadtgründung der Spanier in Alto Peru, dem heutigen Bolivien. Dank des Weihnachtsfeiertages trafen wir die schöne alte Kolonialkirche in geöffnetem Zustand an.

Auf der Weiterfahrt über das Altiplano nach Tiwanaku war die Straße auf beiden Seiten mit vielen Menschen belagert, viele Kinder. Beim Vorbeifahren schwenkten die Kinder oft ihre Hüte, um uns und andere Fahrzeuge anzuhalten. Zuerst wunderten wir uns über diesen Weihnachtsbrauch, bis wir des Rätsels Lösung erspähten: Es waren geschenkbeladene Fahrzeuge unterwegs, dieses sogar mit einem waschechten Weihnachtsmann, die gelegentlich anhielten und Geschenke verteilten. Dann rannten alle, die Oma mit der Enkelin an der Hand, um auch etwas abzubekommen.
Bolivien ist ein Land, in dem viele Geschenke verteilt werden…

Während in Peru die Lastwagen fantasievoll bemalt sind, sind es in Bolivien die Reisebusse. Hier unsere Favoriten.
Wolfgang ist auch schon am überlegen, ob wir unseren Sunny etwas verschönern sollten.

Jetzt stehen wir in Tiwanaku neben den Ruinen, die wir schon im vergangenen Jahr besichtigt hatten, ca. 50km von der peruanischen Grenze bei Desaguadero. Am 30. oder 31. wollen wir Bolivien verlassen, um nicht unsere 90 Tage Aufenthalserlaubnis für 2018 anzukratzen. Wir haben dann in den 2 1/2 Monaten 1230 km zurückgelegt. So wenig Strecke sind wir selten gefahren.

Wir planen einen Abstecher nach Arequipa in Peru.
Warum?
Darüber werden wir in unserem nächsten Blog berichten.

¡Hasta luego en 2018!