Medellin liegt in einem langgezogenen Tal, unten ist es eine normale Stadt. An den Berghängen entstanden durch den Zuzug armer Landbevölkerung, die von den unzähligen Konflikten von ihrem Land vertrieben wurden, unkontrollierte Siedlungen, die in Medellin „Comuna“ genannt werden.
Heute befinden sich an den Hängen auch bessere Viertel.
Um die Hänge besser an die Stadt anzubinden, wurden Seilbahnen gebaut, die in das Metronetz integriert sind.

Diese Schule befindet sich in der Nähe der Comuna 13. Wir fragten uns zuerst, ob das nicht ein Gefängnis wäre, aber eine Lehrerin erklärte uns, nein, das sei eine normale Schule und die Sicherheitsvorkehrungen seien normal und auch notwendig.

Die Schule gehört einem missionierenden Orden, der auch ein kleines ethnografisches Museum (Museo Etnografico Madre Laura) enthält.

Aber jetzt zur Comuna 13:
Sie war lange die gewalttätigste Comuna. Hier rekrutierte Pablo Escobar seine Sicarios. Die Guerilla konnte sich in dem Viertel zum ersten Mal in einer Stadt festsetzen. Dann gibt es noch die Paramilitärs, rechte, militärisch organisierte, gut bewaffnete Banden.
1993 wurde Escobar ermordet. Sehr wahrscheinlich wurde er mit Hilfe der Paramilitärs lokalisiert.
Nach seinem Tod konnten die Paras übernehmen und führten das Kartell fort.
2002 gingen Polizei und Militär in einer großen Aktion in das Viertel und konnten es von der Guerilla säubern. Auch die Paras mischten mit und so gab es wohl deutlich mehr als die offiziellen Toten.
Die Gewalt riss jedoch nicht ab.
In den letzten Jahren fand eine erfreuliche Entwicklung statt: Rolltreppen wurden gebaut, um die steilen Gassen besser an die Stadt anzuschließen und zumindest in der Nähe dieser Rolltreppen gilt die Comuna 13 (tagsüber) inzwischen als sicher. Gleichzeitig entwickelte sie sich zu einer Open Air Galerie mit eindrucksvollen Murales, inzwischen fast die Hauptattraktion Medellins. So haben viele eine Perspektive jenseits von Drogen und Gewalt.

Dieses Plakat erinnert an die Operation „Oríon“ von 2002.

Doch jetzt genug geredet! Folgt uns einfach hinein und hinauf in die Comuna 13 und genießt die farbenfrohen Murales!
Besonders gefallen haben uns die Kunstwerke von Chota_13 (eindrucksvoll auch sein Instagram).

Hier ließ sich eine blonde Touristin aus dem Gringo-Land mit zwei süßen kleinen „Negerlein“ - gegen ein Trinkgeld - fotografieren.
Prompt wurde sie von einem Einheimischen zurechtgewiesen: Sie möge das bitteschön lassen, man wolle die Kinder in der Schule sehen und nicht auf der Straße!
Respekt und Applaus unsererseits.

Wieviele Tiere entdeckt ihr versteckt im Löwenkopf?

Die Bemalungen sind im Wandeln, werden oft überpinselt, besprüht und auch neugestaltet.
So kann es sein, dass in einem Jahr unsere Favoriten nicht mehr aufzufinden sind.

Ein bisschen abseits sieht es nicht mehr ganz so schön aus.

Vielleicht findet dieser Künstler irgendwann Zeit, an der vorigen Treppe Hand anzulegen.

Bergab gibt es an einer Stelle auch eine Alternative zu Treppe und Rolltreppe.

Mit dem „Mural der Liebenden“ wollen wir uns aus der Comuna 13 verabschieden.
Wir waren sehr positiv überrascht, nicht nur von den Murales, die echte Kunstwerke sind, sondern auch von den Bewohnern, die uns begegneten und immer Zeit für ein Schwätzchen mit uns fanden.
So genossen wir, ohne Gruppe und Führer, alles in unserem eigenen Tempo auf uns einwirken zu lassen.