Kurz vor dem Anstieg in die Berge übernachteten wir bei einem indigenen Dorf. Wir wurden geduldet und durften selbstverständlich über Nacht bleiben, aber die Dorfbewohner waren distanziert. Selbst die Kinder wagten sich nur bis auf 3 m an unseren Sunny heran.
Jedoch bekamen wir die Erlaubnis zu fotografieren.

Am Morgen stellten wir fest, dass wir in einem Mimosenfeld standen. Da war natürlich unser Spieltrieb geweckt. Bei der Ankunft fiel uns das nicht auf, da die Blätter durch den Regen eingeklappt waren.

Vogel Nr. 201, eine Bischofstangere; Thraupis episcopus. Die Bestimmung dieses Vogels brachte Ulrike dazu, eine weiter App herunterzuladen über Vögel Kolumbiens. Hier im Lande gäbe es die größte Anzahl verschiedenster Piepmätze Südamerikas und entsprechend schwer fällt das Erkennen.

Vogel Nr. 202, ein weiblicher Purpurkehl-Organist, Euphonia chlorotica.

Santa Fe de Antioquia ist ein schmuckes Kolonialstädtchen. Ursprünglich war Santa Fe die Hauptstadt der Provinz Antioquia. 1826 wurde der Regierungssitz nach Medellin verlegt und in Santa Fe blieb die Zeit stehen. Am Wochenende ist das Städtchen ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner Medellins.

In der Stadt werden Produkte aus Tamarinde verkauft. Mit dem süß-sauren Mark kann man sich leckere Getränke mischen.

Die Alkohol-Läden sind deutlich besser gesichert als die Apotheken.

Es macht Spaß, einfach durch die Gassen und über die Bambusfußgängerbrücke zu schlendern.

Wenige Kilometer entfernt überspannt der Puente de Occidente, die „Brücke des Westens“ den Río Cauca. Erbaut wurde sie zwischen 1887 und 1895 und war mit 291 m Länge die gewaltigste Hängebrücke Südamerikas. Der verantwortliche Ingenieur, José Maria Villa war zuvor auch schon am Bau der Brooklyn Bridge in New York beteiligt gewesen.
Auch wenn die Brücke eine Last von 255 Tonnen aushält, dürfen sie heute nur noch Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer und Mototaxis überqueren.

Wir gönnten uns nach Santa Fe ein paar Tage Pause in dem kleinen Städtchen Anzá, standen auf dem Fußballfeld und direkt neben uns war ein sehr gepflegtes Schwimmbad mit einem 25m-Becken.

Die örtliche Polizei wollte uns unbedingt einen schönen Wasserfall zeigen. So fuhren wir mit Polizeieskorte zum Río Torito.

Leider hatte es geregnet und der Fluss war recht angeschwollen. An der ersten Furt zogen wir noch die Schuhe aus und wateten an das andere Ufer. An der zweiten mussten wir aufgeben.

Wir fuhren weiter durch das saubere und aufgeräumte Paisa-Land (Paisas heißen die Einwohner Medellins und der Provinz Antioquia) nach Venecia, vorbei am pyramidenförmigen Cerro Tusa (1.990 m NN), der angeblich weltweit höchsten natürlichen Pyramide.

Die Bärte dieses Baumes sind Tilandsien.

Wie alle Städtchen der Provinz, ist auch Venecia sauber und aufgeräumt.

Sehr beliebt bei der männlichen Bevölkerung: Billard. Kein Ort ohne Billard-Salon!

Oder Schach im oder vor dem Cafe.

Die Vaqueros (Cowboys) kommen noch mit dem Pferd in die Stadt, um sich am Abend ein Bier zu genehmigen.

Diese Señora hat die längsten Haare, die wir bisher in Südamerika gesehen haben und demonstrierte sie uns gerne. Der geflochtene Zopf reichte ihr schon bis auf die Waden.

Sabaneta ist heute ein Vorort Medellins. Wir kamen am Sonntag Vormittag an. Es fand in der Kirche eine Messe statt und da der Platz in der Kirche bei weitem nicht ausreichte, wurde die Messe mit Lautsprechern auch auf die Plaza übertragen.

Nach der Messe mussten wir noch einen Blick in die Kirche werfen. Wolfgang interessierte vor allem die María Auxiliadora.
Er las gerade den Roman von Fernando Vallejo „La Virgen de los Sicarios“ (auf deutsch: „Die Madonna der Mörder“), in dem sehr drastisch die Zustände in Medellin in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschrieben werden.
„Sicarios“ sind jugendliche Auftragsmörder aus den Armenvierteln, die ihre Arbeit meist vom Motorrad aus erledigen. In dem Roman pilgerten sie zu dieser Madonna, um sie zu bitten, dass sie bei ihrem nächsten Auftrag gut treffen und hinterher auch noch bezahlt werden…

Ebenfalls in Sabaneta liegt das Grab desjenigen, der die Zunft der Sicarios ins Leben gerufen hat: Pablo Escobar, der Patron des Medellin-Kartells.

Medellin ist heute eine moderne und saubere Stadt, zumindest unten im Tal, die problemlos besichtigt werden kann. Wir haben es 5 Tage lang ausprobiert.
Während unseres Aufenthaltes fand der 300ste Mord in diesem Jahr statt, ein typischer Sicario-Auftragsmord. Mitten im Zentrum stieg das Opfer in einen Bus ein, der Sicario folgte ihm und fuhr ein paar Stationen mit. Dann stand er auf, setzte sich hinter das Opfer, zog den Revolver und Peng! Keiner der anderen Reisenden war so unvorsichtig, hinzusehen, der Busfahrer öffnete die Türe, der Sicario stieg aus, auf das Motorrad seines Komplizen und floh. Der Busfahrer fuhr zwar noch so schnell wie möglich in das nächste Krankenhaus, aber das Opfer war nicht mehr zu retten. Das lasen wir in der Zeitung zum Glück erst, als wir aus Medellin abreisten.

Medellin hat eine moderne Metro.

Im Museo de Antioquia kann man die Werke des reichsten und berühmtesten lebenden kolumbianischen Künstlers, Fernando Botero (*1932) bewundern.

Viele seiner fülligen Figuren stehen auf der Plaza Botero vor dem Museum und an diversen anderen Stellen in der Stadt.

Besonders eindrucksvoll der Pájaro de Paz, die Friedenstaube.
Im Vordergrund steht das Original, das von einer Autobombe der Guerilla - zusammen mit vielen Menschen - zerfetzt wurde, im Hintergrund eine Replik.

Im Technik- und Wissenschaftsmuseum Parque Explora konnten wir im Aquarium die riesigen Paiche bewundern, deren Aufzucht wir in Iquitos/Peru besichtigt hatten. Der Fisch ist sehr schmackhaft aber in natura nicht ungefährlich.

Wir hatten Spaß im Museum, teils erinnerte es uns an das Deutsche Museum in München, wenn auch viel kleiner.

Auf dem alten Cementerio de San Pedro von 1842 liegen unter viel Marmor aus Italien oder Bronzestatuen (hier die drei Marien von Bernardo Vieco) die berühmten Söhne der Stadt. Aufgrund der Architektur und der dargestellten Pracht hat der Friedhof den Status eines Museums erlangt, aber auch heute finden hier noch Beerdigungen statt.

In der Nähe ist die Straße der Beerdigungsinstitute, die zum Teil einen beeindruckenden Fuhrpark zum Transport der Särge haben.

Eindrücke im Zentrum.

Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Überall gibt es Straßenverkauf, seltener ist da schon diese Bäckerei in der wir mit echt leckerem französischen Brot versorgt wurden. Gracias a La Panaderia Modou!

Ein Mittagsmenü besteht aus einer Suppe, Hauptgang mit Fleisch oder Fisch, Reis, etwas Salat, oft Bohnen, gebratene Banane, Spiegelei und dazu ein Saft ab 2 Euro.

Der Salón Malaga von 1957 hat schon Kultstatus und ist eine Tangobar, tagsüber aber eher ein Kaffeehaus.

Die Eisdiele Amor-Acuyá hat 2016 den ersten Platz für das beste Eis in Amerika und 2017 den dritten Platz für das beste Eis der Welt erhalten.
Anstatt Mittagessen gönnten wir uns hier einen Liter dieses super-leckeren Eises. Mit über 30 Sorten: die Qual der Wahl, alle „gnadenlos schleckig“.

Am Nachmittag kann es in der Metro eng werden.
Drei Züge mussten wir vorbeifahren lassen, bis wir es endlich schafften, uns in diese hineinzuquetschen- umfallen war da ausgeschlossen.

Die Stadt besitzt viele Skulpturen.
Neben Botero dürfte Rodrigo Arenas Bentacur (1919-1995) der bekannteste Monumentalbildhauer der Stadt sein.